Die SPD Bad Lauterberg trauert um einen ihrer größten: Lothar Leifheit ist tot

Lothar Leifheit in seinem Garten. Foto in Schwarzweiß.
Foto: Karl Heinz Bleß

Lothar Leifheit ist in der vergangenen Woche im Alter von 90 Jahren gestorben. Damit verliert die Stadt einen einst einflussreichen Kommunalpolitiker und Geschäftsführer eines bedeutenden Bergbau- und Industriebetriebes. Nicht zu vergessen ist seine 44-jährige ehrenamtliche Tätigkeit als Kuratoriumsmitglied der Gemeinnützigen Stiftung für Diabetes-Therapie in Bad Lauterberg.

Geboren 1933 in ärmlichen Verhältnissen in einer Bergmannsfamilie in Bartolfelde, besuchte er trotz des zu zahlenden Schulgeldes die Mittelschule. 1950 begann er eine Lehre als Industriekaufmann bei der Deutschen Baryt-Industrie Dr. Rudolf Alberti in Bad Lauterberg, bei der er 1983 Geschäftsführer wurde. 13 Jahre, bis zu seinem Ruhestand, führte er die Geschäfte in schwierigen Zeiten. Dreimal verstand er es, die von den Gesellschaftern beschlossene Schließung zu verhindern. Allerdings ging das nur, indem der Personalbestand drastisch heruntergefahren wurde, was ihm sehr schwerfiel. Trotzdem stand er bis zuletzt zu seinen Entscheidungen. Als die Grube Wolkenhügel (Schwerspat) 2007 ausgeerzt war und geschlossen werden musste, endete eine lange Geschichte des Untertage-Bergbaus im Harz. Da hatte Lothar Leifheit schon das China-Geschäft eingeleitet. Seitdem wird importierter weißer Schwerspat in Bad Lauterberg verarbeitet.

1961 trat der Bartolfelder in die SPD ein. Und das aus voller Überzeugung. Dabei spielte die Erfahrung, dass Menschen im Dorf, wenn es schwierig wurde, seiner Familie immer geholfen hatten, eine wichtige Rolle. Sofort kam er zehn Wochen später bei der Wahl in den Gemeinderat Bartolfelde und war dort von 1968 bis 1972 Bürgermeister und Gemeindedirektor in Personalunion. Nach der Gebietsreform 1972 war er bis 1986 Mitglied des Stadtrates Bad Lauterberg, fünf Jahre davon als Fraktionsvorsitzender. Mit einem Jahr Pause war er außerdem von 1972 bis 2006 für die SPD im Kreistag Osterode am Harz, die letzten 15 Jahre als Fraktionsvorsitzender. In der Zeit als SPD-Kreistagsfraktionsvorsitzender machte er sich als gradliniger Politiker, der seine Fraktion immer forderte und trotzdem ein gutes Verhältnis zu den anderen Fraktionen unterhielt, einen Namen als verlässlicher Partner. Was ihn wütend machte, war, wenn sich jemand in der Kommunalpolitik nicht an Absprachen hielt.

Die Mitgliedschaft in vielen Vereinen hat zur „Bodenhaftung“ Lothar Leifheits beigetragen. Deshalb kannte er jede Familie im Dorf: Bei 74 Jahren aktiver Mitgliedschaft bei Tuspo-Südring, 67 Jahren Schützenverein Bartolfelde, 63 Jahren bei MGV „Eintracht“ Bartolfelde, 49 Jahren Harzklub, 47 Jahren Luftsportverein, 26 Jahren Sozialverband Bartolfelde, 19 Jahren Förderverein Kirche im Dorf (Gründungsmitglied), 11 Jahren Bürgerverein Bartolfelde und 12 Jahren – bis zur Auflösung – aktiver Mitgliedschaft bei den Plattdütsche Barrefelsche, war das kein Wunder. Da könnte man seine Mitgliedschaft seit 1976 bei der Bartolfelder Feuerwehr und die 30-jährige ehrenamtliche Tätigkeit beim Abwasserverband Großraum Bad Lauterberg fast übersehen.

Eine andere sehr wichtige Facette von Lothar Leifheit war seine Tätigkeit im Kuratorium der Gemeinnützigen Stiftung für Diabetes-Therapie in Bad Lauterberg, dem Träger des Diabeteszentrums. Er musste zunächst lange überredet werden, diese Aufgabe 1978 zusätzlich zu seinen anderen Tätigkeiten auch noch zu übernehmen. Schließlich wurde sie ihm so wichtig, dass er 1984 den Vorsitz im Kuratorium übernahm und bis Ende 2021 innehatte. Und wer sich vorstellt, dass er das so nebenbei erledigte, kannte Lothar Leifheit nicht. Fast jeden Tag war er nach seinem beruflichen Ruhestand in der Klinik, bekam seine Unterschriftenmappe vorgelegt, kannte alle Protokolle, kontrollierte – ganz der Kaufmann – die Zahlen und war bei wichtigen Personalentscheidungen beteiligt. Als „Dienst an den Beschäftigten“ nannte er einen Grund und Motivation, auch noch im gestandenen Alter jeden Tag diese Arbeit auf sich zu nehmen. „Ich will dafür sorgen, dass die Klinik auch in Zukunft besteht“, fügte er oft im Gespräch hinzu. Nach seinem Ausscheiden wurde er Ehrenvorsitzender des Kuratoriums.

In allen Bereichen seines Wirkens hat sich Lothar Leifheit mit seinem exzellenten Fachwissen und verlässlichem Engagement bei vielen Menschen Respekt und Vertrauen erworben.

Bad Lauterberg und speziell Bartolfelde hat einen bedeutenden Bürger verloren. Er hinterlässt seine Ehefrau, zwei Kinder und drei Enkelkinder.